06 - Kreuz - Leiden - Passion - Opfer
Heroks christliche GrundBegriffe 6
Das Kreuz Jesu Christi ist der Ort und das bleibende Zeichen für seine Hingabe, sein Leiden und Opfer, für sein Scheitern vor der Welt.
Gleichzeitig ist das Kreuz Jesu Christi der Ort und das bleibende Zeichen der österlichen Erlösung, dass Gott in der Auferweckung Jesu den Tod entmachtet und dem Glaubenden zeigt:
die Liebe ist stärker als der Tod!
Im Kreuz Jesu verbinden sich unterschiedliche Momente und Motive des menschlichen Leides und des Lebens Jesu zum dynamischen Zeichen der Anwesenheit Gottes in der Welt. Das Kreuz ist der zentrale Ort und das stärkste Symbol, wenn man erfahren möchte, was Christsein bedeutet.
Das Kreuz als Zeichen natürlichen Leides. Das Kreuz steht für allen Schmerz, der Men-schen widerfahren kann. Es steht für die grundsätzliche Tödlichkeit allen Lebens: Krank-heit, Verlust, Abschied, Scheitern, Unglück und Tod sind unausweichliche Momente in je-dem Leben. Weltliches Leben wäre ohne diesen Tod und seine kleinen Vorformen nicht möglich. Darum gehört der Tod als Gesetzmäßigkeit des Lebens zur göttlichen Schöpfungsordnung. Er mag schmerzhaft sein, aber er ist grundsätzlich gut und nicht böse. Es wird ihn geben, solange die Welt bestehen bleibt.
Das Kreuz als Zeichen aufgezwungenen Leides. Ins Unerträgliche gesteigert wird dieser Schmerz des „guten Todes“ durch menschliche Schuld, wenn Menschen durch Egoismus, Hass, Habsucht, Machtgier und andere Kräfte des Bösen menschliches Leid verursachen und andere Menschen zu ihren Opfern machen. Hier hat der Tod durch die Angst und andere Kräfte des Bösen im Menschen seinen Machtbereich immer weiter ausgedehnt und ist übermächtig geworden. Auch dafür steht das Kreuz als Zeichen.
Das Kreuz als Zeichen, dass Gott in Jesus mit den Menschen leidet. Jesus von Nazaret, den wir Christen als „Sohn Gottes“ verehren, hat in seiner Menschwerdung auch die „kreuzförmige Tödlichkeit“ des Lebens angenommen. Gott will dem Menschen ganz nahe sein, auch in seinen leidvollsten Momenten. Er ist kein ferner, sondern ein solidarisch mit-leidender Gott. Darum trägt Jesus als Zeuge und Bote der Erlösung die Liebe Gottes zu den Armen, den Kranken, den Ausgestoßenen und Rechtlosen, ja sogar zu den Toten. In der Kraft Gottes bewirkt er dort Heil und Heilung. In dieser heilbringenden, befreienden Leidenssolidarität beginnt bereits im ersten Moment seines öffentlichen Auftretens die Hingabe Jesu, sein Opfer und seine „Passion“ für die Menschen. Seine Passion, seine Leidenschaft ist die unbedingte Liebe. Für sie ist ihm kein Einsatz zu hoch, kein Preis zu teuer. Ihr bleibt er immer treu. Er wird sie nie verraten, ihr nie Gewalt antun.
Das Kreuz als Zeichen, dass Jesus das Schicksal aller Opfer des Bösen teilt. Mit seiner Lehre und seinem Handeln stellt Jesus die herrschende Weltordnung auf den Kopf und die Macht der Reichen und Einflussreichen infrage. Sie schaffen ihn sich vom Hals, indem sie ihn als Volksverführer und Gotteslästerer zum Tod am Kreuz verurteilen. Hier wird die Hingabe seiner Liebe zur Hingabe seines Lebens und die Passion Jesu erreicht ihren Höhepunkt. Immer solidarisch bleibend, teilt er jetzt das Schicksal aller, die Opfer des teuflisch Bösen im Menschen wurden.
Das Kreuz Jesu als Zeichen der Gewaltlosigkeit und der durchgehaltenen Liebe. Jesus, der „Sohn Gottes“ ruft keine „himmlischen Heerscharen“ zur Hilfe und entzieht sich nicht der Gewalt, weder durch Gegengewalt noch durch Flucht oder Ausflüchte. So durchbricht er den Kreislauf der Gewalt und zeigt, dass seine Gegner nicht wirklich Macht über ihn haben. Er opfert sich der Sünde und Gewalt seiner Mörder. Er, der gänzlich Schuldlose, lässt sich freiwillig zum Opfer der menschlichen Niedertracht machen und nimmt damit zeichenhaft alle Schuld der Welt auf sich. Er folgt darin dem Auftrag des göttlichen Vaters. Dieser will nicht das Leid des Sohnes. Aber er will, dass der Sohn Zeuge der unendlichen Liebe Gottes bleibt. Er soll diese Liebe, die auch Gewaltlosigkeit und Friedfertigkeit bedeutet, durchhalten. Um jeden Preis, selbst wenn es ihn das Leben kostet. Selbst wenn seine himmlische Mission vor der Welt als gescheitert gelten mag und man später von der „Torheit des Kreuzes“ sprechen wird.
Und Ostern...?
Das Kreuz Jesu als österliches SiegesZeichen, dass die Liebe stärker ist als der Tod. Was an Ostern faktisch geschehen ist, dafür fehlen uns die heute passenden Worte. Die Jünger, die mit Jesu Schandtod alles verloren hatten: ihren Glauben, ihre Hoffnung, ihre Motivation, ihre Erfahrung der wunderbaren Erlösungskraft Jesu, ihre Gemeinschaft, ihren himmlischen Anführer, ihre Botschaft, ihren Auftrag und ihre Mission, sie bekommen all das wieder! Alles ist wieder da. Jesus ist wieder da. Ganz anders als vorher. Nicht wiederzuerkennen und doch voller Gewissheit: Jesus lebt und seine Sache geht geistreich und kraftvoll weiter.
Zweitausend Jahre. Heute und morgen. Das Kreuz wird so vom LeidensSchandmal zum SiegesZeichen für die Kraft der Liebe und für die Macht der Ohnmacht. Darum schmücken Menschen, die aktiv und voller Hingabe auf die Macht der Liebe Gottes setzen, sich selbst, ihre Häuser und Städte mit dem Kreuz Jesu Christi.
Gebet:
BibelTexte: Jesaja 52,13 – 53,12; Johannesevangelium 15,9-13; 1. Korintherbrief 1,18-31